Flavia de Luce 9 - Der Tod sitzt mit im Boot: Roman (German Edition) by Alan Bradley

Flavia de Luce 9 - Der Tod sitzt mit im Boot: Roman (German Edition) by Alan Bradley

Autor:Alan Bradley [Bradley, Alan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penhaligon Verlag
veröffentlicht: 2018-06-24T22:00:00+00:00


14

Die Polizeiwache von Volesthorpe – ein bemooster, feuchtkalter Steinkasten – stand direkt am Marktplatz und hatte vermutlich im Mittelalter als Gefängnis gedient.

Man konnte sich davor gut eine Reihe jener hölzernen »Schandstöcke« vorstellen, in die man damals die Heißsporne und Raufbolde des Dorfes so lange eingeschlossen hatte, bis sie sich wieder beruhigt hatten oder ihr Rausch verflogen war.

An die Rückseite war nachträglich ein hässlicher barackenähnlicher Anbau angeklatscht worden, in dem sich höchstwahrscheinlich Wachtmeister Otters Junggesellenbude befand.

Das Fahrrad des Wachtmeisters stand vorn unter der blauen Lampe, sein Regenumhang war an den Gepäckträger geknotet.

Der Löwe war zu Hause.

Ich straffte die Schultern und richtete mich hoch auf. »Geh nicht so krumm«, pflegte mich Daffy zu ermahnen, »sonst siehst du bald aus wie ich.«

Dabei war meine Schwester sehr stolz auf ihren gelehrtenhaften Buckel. »Gebeugt unter der Last des Wissens«, sagte sie gern. »Von der Kultur verkrüppelt.«

Ich holte noch einmal tief Luft, reckte das Kinn, steckte mir imaginäre Schulterpolster unter die Bluse, setzte eine Miene auf, wie sie Joan Crawford in meiner Lage zur Schau getragen hätte, und trat ein.

Wachtmeister Otter blickte von dem ramponierten Tresen auf, an dem er saß und etwas schrieb.

»Ja bitte?«, fragte er.

»Ich glaube, Sie haben meine Fotos«, erwiderte ich kühl und streckte ihm die offene Hand hin.

»Ach ja?«, gab er in neckendem Ton zurück.

Aha! Er wollte mir auf die herablassende Tour kommen.

Doch zu diesem Spiel gehörten zwei. Ein Glück, dass ich es gleich gemerkt hatte.

»Allerdings«, entgegnete ich. »Mr Wanless hat sie Ihnen ausgehändigt … damit Sie sie mir aushändigen.«

Dabei machte ich noch einen Schritt auf ihn zu und hielt ihm meine Hand direkt unter die Nase.

»Ach. Das hat er gesagt?«

Natürlich nicht. Ich bluffte, und das wusste der Wachtmeister auch.

Wir standen uns Auge in Auge gegenüber. Wer würde zuerst blinzeln?

»Na?«, schob er herausfordernd nach.

Die Spannung wurde schier unerträglich.

Dann griff er unter den Tresen, holte den Umschlag hervor und strich spielerisch mit dem Finger über die Lasche, als wollte er die Bilder gleich herausholen. Ja, der Mann spielte mit mir. Ich musste ihn in die Schranken weisen – und zwar sofort.

»Hören Sie, Wachtmeister«, sagte ich, »ich darf Sie daran erinnern, dass diese Bilder mein Privateigentum sind und somit durch diverse Gesetze geschützt. Wenn Sie die Bilder nicht als Beweismittel beschlagnahmen, haben Sie kein Recht darauf. Sie verletzen meine Privatsphäre.«

Otter hätte es besser wissen müssen. Seine Augen verschleierten sich, als würden sich Wolkenfetzen vor den Mond schieben.

Ich hatte ihn zum Nachdenken gebracht.

Selbstverständlich bluffte ich immer noch, aber das gehört nun mal zu diesem Spiel und ist meiner Meinung nach der vergnüglichste Teil davon. Wer zuletzt blufft, blufft am besten.

Um den Bogen aber nicht zu überspannen, schob ich meine Hand noch weiter über den Tresen, damit er den Umschlag einfach hineinlegen konnte.

Inzwischen kaute er kaum merklich auf seiner Unterlippe herum.

»Haben Sie die Aufnahmen denn selbst gemacht, Miss?«, fragte er unvermittelt und schob seinerseits entschlossen das Kinn vor.

Das nun nicht. Aber ich hatte den Film immerhin eigenhändig aus Hobs Kamera genommen und die Entwicklung in Auftrag gegeben.

Vergibt uns Gott, wenn wir etwas absichtlich missverstehen? Vermutlich gehören



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